Man kann zwar nicht immer bis zum Meer sehen, aber man kann bis zum Meer denken.

Das fällt mir ein, wenn ich heute meine Kleine Zeitung aufmache und Peter Strasser die Frage der Woche stellt: Ist die gezielte Tötung als Mittel der Politik legitim?

Und es wäre nicht Peter Strasser, mein alter Philo-Prof aus längst vergangenen Tagen, wenn er sich die Antwort leicht machen würde, was uns wiederum das Lesen zum Genuss werden lässt.

Die “Terminierung eines Menschen durch eine Kampfdrohne” am 3. Jänner entspricht einer gerechten oder gerechtfertigten Handlung schon deswegen nicht, weil es sich nicht um einen Kriegsakt handelt, der nur dann vorliegen könnte, wenn Krieg zwischen den beiden betroffenen Staaten herrschte. Soviel leuchtet ein. Es handelt sich also tatsächlich, wie Strasser schreibt, um “das verantwortungslose Muskelspiel eines Mannes im Weißen Haus, dem moralische Skrupel weitestgehend fremd sind. […] dessen unberechenbares, affektgetriebenes Agieren seine engsten Berater in Schrecken versetzt und der nicht willens oder unfähig ist, die komplexen Konsequenzen seines Handels abzuschätzen.”

Hass ruft wieder Hass hervor und kann nicht Vergeltung sein für ein Taktieren in Terrornetzwerken oder für die Tötung von Soldaten, die in Krisenregionen friedenssichernde Dienste leisten, weil das ihr Beitrag zum humanistischen Gedanken ist, der menschliches Leben über alles stellt.

Wir fühlen uns den Menschenrechten verpflichtet, die für alle Menschen gelten und in Österreich im Verfassungsrang stehen. Daran sollten wir denken, wenn wir Politik interpretieren und kommentieren. Egal ob es sich um die gezielte Tötung einer einzelnen Person handelt, oder um Menschen, die im Meer ertrinken, weil sie ihre Hoffnung auf ein besseres Leben nicht aufgeben. Wie Christoph Riedl in seinem fb-Post so schön fragt: Wie können Christen die Schöpfung bewahren aber Menschen nicht retten wollen?

Glem in Slov. Istrien

Auch wenn wir von unserem Standpunkt aus nicht immer bis zum Meer sehen können, so wissen wir doch, dass es vorhanden ist. Wir können denken und abschätzen, was machbar ist. Wir können mitfühlen und vorausspüren. Wir können unserem Blick Richtung geben und das Schöne sehen und wollen, in unseren Worten, Werken und Taten. Im Weißen Haus und in unseren Wohnungen und beim Sonntagsspaziergang.

Sulmseeblick vom Silberberg