In den letzten Wochen und Monaten haben wir uns sehr daran gewöhnt, unser Leben nach den von der Regierung verlautbarten Weisungen auszurichten. Meist von männlichen Regierungsmitgliedern dominierte Komitees traten in – von ihnen selbst wahrscheinlich nicht mehr konkret überschaubaren – Inszenierungen vor die Kameras und Mikros des öffentlichen Rundfunks und gaben mit ernsten Mienen bekannt, was unbedingt zu tun oder zu unterlassen sei.

Unser Leben wurde in vielerlei Hinsicht überschaubarer, strukturierter aber auch einfacher. Und obwohl wir so gut wie ganz aufs Wollen verzichten konnten, durften wir aufs Müssen nicht vergessen und das Sollen immer im Auge behalten.

Von allem Bösen gibt es jetzt – Regierung sei Dank – viel weniger:

weniger Kriminaldelikte, weniger Gerichtsverhandlungen, weniger Delogierungen, weniger Konkurse, weniger Steuernachzahlungen,

weniger Familienstreitigkeiten, weniger Scheidungen, weniger Bordellbesuche,

weniger Wartezeiten auf Operationen, in ÄrztInnenpraxen oder Krankenhausambulanzen,

weniger Gedränge überall und überhaupt weniger von der alten Normalität.

Viel mehr Menschen kommen jetzt mit viel weniger von allem aus. Das können wir nicht leugnen.

Viel weniger Schulunterricht bei gleich vielen Ferientagen, viel weniger Tests bei gleich vielen Noten in den Zeugnissen.

Viel weniger zu tun, aber viel mehr Freizeit, über die wir leider nicht mehr so verfügen können, wie wir das wollen.

Gleichgeblieben ist lediglich, dass es keine flächendeckenden Kinderbetreuungseinrichtungen für berufstätige Eltern gibt. Dieses jahrzehntelang bis zur Omniresistenz gereifte Faktum vermochte nicht einmal die Bedrohung durch das tödliche Virus zu verändern.

So muss man/frau sich eben nur überwinden können und nicht mehr daran denken wollen. Man darf eben nicht alles machen können, was vor wenigen Wochen noch ein unbedingtes Muss war, seien es Imperative, die dem Arbeitsplatz geschuldet waren oder Imperative der Höflichkeit, wie Händeschütteln, oder Bussi-Bussi-Begrüßung.

Adria? Nixda Adria!

Auch solche Gedanken müssen wir uns nicht machen, wir sollten uns das Nachdenken über Grenzen sparen. Egal ob wir sowieso in Österreich bleiben wollen oder keinen Urlaub mehr nehmen können, weil die Großis unsere Kinder nicht beaufsichtigen sollen. Sie dürfen es aber seit Neuestem trotzdem wieder wollen, mit Mund-Nasen-Schutz. Versteht sich!

Dass man/frau an die Adria fahren darf, so wie man/frau eigentlich immer sein Familienleben individuell pflegen durfte, auch wenn Komitees uns anderes weismachen wollten, liegt auf der Hand. Wer sich eine Reservierung von einem Beherbergungsbetrieb am Meer besorgen kann, muss diese an der Grenze eventuell vorweisen. Wer die 14tägige Quarantäne nach seiner Rückkehr nach Österreich vermeiden will, muss einen negativen Covid-Test in der Tasche haben. Das wird bei der Wiedereinreise nach Österreich penibel kontrolliert. Wie man/frau allerdings zu so einem Test kommt, muss erst mühevoll ausgeforscht werden, denn dass man an der Grenze keinen Test machen kann, obwohl einer vorgelegt werden muss, mutet etwas seltsam an. Die Wechselstuben von einst könnten doch durch Testungslabors revitalisiert und mit EU-Geldern sinnvoll und in europaweitem Gleichklang aufgerüstet werden.

Wie dem auch sei: Nach langem Hin und Her stellt sich heraus, dass ein Termin beim Hausarzt fixiert werden muss, der den Test machen will und kann, dann ist die Angelegenheit innerhalb von 48 Stunden erledigt. Wer das nicht glauben will, kann es gerne versuchen, denn es ist keineswegs gesagt, dass man/frau auf eigenständiges Denken und Handeln in Zukunft gänzlich verzichten muss.