Willkommen 2021!

Vor einem Jahr hat meine Tochter mir diesen Blog-Zugang geschenkt. Das war ein wunderbares Weihnachtsgeschenk. Wunderbarer noch, dass sie es heuer als Weihnachtsgeschenk verlängert hat! DANKE!

Glückskekse und Regenbogen zu Jahresbeginn

Der erste Beitrag in diesem Jahr ist der Politik geschuldet. Die Grundfesten der Demokratie sehen wir in Frage gestellt, wenn in Moria und Lipa, in Kara Tepe und ähnlichen, nicht zu seltenen Unterkünften, jede Menschlichkeit fehlt.

Und wenn dann auch noch in den USA ein Marsch aufs Kapitol stattfindet, geradeso wie Margaret Atwood es uns schon in den 80ern des vorigen Jahrhunderts im „Report der Magd“ prophezeite, dann hilft Gedichte schreiben wahrscheinlich wenig. Aber es schadet auch nicht.

Immer öfter entdecke ich, dass mein Schreiben therapeutisches Schreiben ist.

Lido di Venezia

Weihnachten ist noch nicht so lange her. In manchen Wohnzimmern steht noch der Christbaum bis Lichtmess. Daher noch einmal mein Weihnachtsgedicht:

Für Moria ein Lichtermeer am 17.12.2020

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.

Ein Flüchtlingskind an Bodrums Strand

macht diese Szene allbekannt.

Ein Bild bereist die ganze Welt,

weil Menschlichkeit und Güte fehlt.

Advent , Advent, zwei Lichtlein schon.

Was ist der vielen Kinder Lohn,

die hungern, sterben ohne Wahl,

derweil wir singen von Bethlehems Stall?

Advent, Advent, der Lichtlein drei.

Ob irgendwo noch Rettung sei,

und Schutz und Schirm und gutes Leben?

Wer kann dem Lager Hoffnung geben?

Advent, Advent, nun brennen vier.

Zu Flucht und Unrecht schweigen wir,

weil wir uns selbst am nächsten sind.

Was will ein fremdes Flüchtlingskind?

Advent, Advent ein Lichtermeer.

Es zaubert keine Hilfe her.

Denn all der Kerzen mildes Licht

beendet Morias Schicksal nicht.

Dort wird geboren und begraben,

weil wir es so entschieden haben.

Moria ( zweiter Versuch in Reimen )

Moria, jetzt: Kara Tepe

Griechenland, bei Flut und Ebbe.

Flüchtlingsströme, Regen, Wind,

kein Zuhaus für Frau und Kind.

Mann und Hund am A. der Welt,

hoffen, dass der Glücksstern fällt.

Kind und Mann im Kampf ums Leben.

Frau und Hund, die sich ergeben,

in des Schicksals stumpfe Mühlen.

In Sumpf und Dreck nach Essen wühlen.

Haus und Hof zerbombt, verlassen,

wälzen sich die Menschenmassen

zu den Ärzten ohne Grenzen,

die mit Erster Hilfe glänzen.

Ein Tropfen nur auf heißem Stein,

kann niemals genügend sein.

Hunger, Durst, der Kälte Pein.

Nass, verletzt, entsetzt, allein.

Es gibt kein Vorwärts, kein Zurück.

Überleben heißt schon Glück.

Lichtermeer! Kannst Du uns retten?

Gibt´s für all die Seelen Betten,

die da betteln um ihr Recht?

Achtet drauf, so oft ihr sprecht!

Ein Wunder nur ist´s – hör gut zu –

dass die dort leiden. Und nicht du.

2 Comments

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  1. ich glaube schon dass gedichte einem helfen, zumindest aber könnte es einem(r) leser(in helfen, mir zumindest, ich danke für diese gedichte. mir hilft zeichnen, weil ich für einen moment bei den betroffenen bin…

    • Lieber Heinz, danke für den Kommentar! Diesmal hat es ja super geklappt. Tja, so behelfen wir uns eben, jedeR auf ihre / seine Art. Du erfreust mich immer wieder mit deinen Zeichnungen und mir fallen Texte ein. Ich hoffe, die Welt steht noch so lange, dass wir uns bald einmal treffen.

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